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Indien-Kunst: Vom Urwald zum Ganges | ||||||||
Shiva Marmor Flussfund Ganges |
Schnitzerei
von einem Morang der Naga |
Wishnu
Marmor Flussfund Ganges |
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Die
figurale indische Kunst besitzt weitgehend religiöse Inhalte, wobei
sich die Themenzyklen der sogenannten «primitiven» Stammeskulturen
im Dschungel und Bergland, in der es auch um profane Themen geht, und
der «Hochkultur» des Hinduismus mit ihrer vielgestaltigen
Götterwelt in den Städten und Ballungszentren der fruchtbaren
Flussebenen, unterscheiden. Um 2500 vor Christus fielen Arier, aus den Gebieten am Schwarzen Meer kommend, nach Indien ein und zerschlugen die frühen städtischen Hochkulturen von Harrapa und Mohenjo Daro, wobei die Arier ihre Götter mitbrachten, die die alten Götter Indiens überlagerten und sich mit ihnen vermischten. Die besiegte indische Urbevölkerung, die Dravidas, wurde auf die tiefste Stufe des von den Ariern eingeführten Kastensystems gestellt, während ein Teil der Urbevölkerung, der sich in den Dschungel zurückzog um der Unterwerfung zu entgehen (die heutige Stammesbevölkerung), zu Kastenlosen wurden. |
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Mutter von Keskal Stammesbronze Bastar (Kondh) |
Durga Marmor Flussfund Ganges |
Mutter Ganga Flussfund Ganges |
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Diese
Stammesbevölkerung hat neben den alten vorarischen, überwiegend
weiblichen Gottheiten, auch Bräuche und handwerkliche Techniken,
z.B. der Metallverarbeitung, bewahrt, die ihre Ursprünge noch in
der Induskultur haben. Viele ihrer Legenden künden noch von der Zeit,
in der sie einst über ganz Indien herrschten. Die arischen Eroberer hingegen festigten ihre Herrschaft durch das nach Hautfarben gestaffelte Kastensystem und ihre oberste Kaste, die Priesterkaste der Brahmanen, setzte ihre männlichen Götter mit Brahma an der Spitze als oberste Gottheiten ein. Die weiblichen Gottheiten der Dravidas wurden zunächst verdrängt, erlebten aber später mit dem Erstarken der unteren Kasten eine Wiedergeburt, um dann im 11. Jahrhundert mit den mächtigen weiblichen Gottheiten des Shaktismus und Tantrismus (Lakshmi/Kali), bis zum Eindringen des Islams, über die männlichen Gottheiten zu triumphieren. Auch bei den männlichen Gottheiten vollzog sich allmählich ein Wandel, in dem der rein arische Gott Brahma, der Schöpfer, immer mehr an Bedeutung verlor und von zwei Gottheiten und deren Familien abgelöst wurde, nämlich von Shiva, dem Zerstörer und Asketen, und dessen Gemahlin Kali, die in 108 Formen von der Schöpferin bis zur Zerstörerin verehrt, Einflüsse fast aller Stammeskulturen, z.B. Kopfjäger, beinhaltet sowie von Vishnu, der als Erhalter in immer neuen Formen zur Erde wiederkehrend und verheiratet ist mit Lakshmi, der Glücksgöttin (wie Aphrodite aus dem Schaum des Meeres geboren), die ihren Gemahl in all seinen Inkarnationen begleitet. |
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Durga Stammesbronze Bastar (Kondh) |
Dantesvari Stammesbronze Bastar (Kondh) |
Rama Marmor Flussfund Ganges |
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Beide Gottheiten, sowohl Shiva als auch Vishnu, haben einen Teil ihrer Wurzeln
in vorarischen männlichen Fruchtbarkeits-Gottheiten und haben durch
eigene Schöpfungslegenden Brahma überdeckt. Shiva verdrängte den rein arischen Mondgott Soma und übernahm dessen Gestirn und seinen Rauschtrank, weswegen er für geistige Erkenntnis und ekstatische Erfahrungen, während Vishnu den Platz des arischen Sonnengottes Surya übernahm und nun für Macht und Reichtum steht. Sein Mantel ist das Gold, während Shiva das Silber zugeordnet ist. Die alten Gottheiten, allen voran Brahma, der Weisheits- und Schöpfergott, haben heute keine Bedeutung mehr. Das zeigt sich unter anderem daran, dass er nur noch in einem einzigen indischen Tempel verehrt wird und seine Anhänger sich aus einigen wenigen Brahmanen (meist Universitätsprofessoren) rekrutieren. Die weiblichen Stammesgottheiten hingegen waren in den abgeschiedenen und unzugänglichen Stammesgebieten lange vor hinduistischen Einflüssen geschützt, werden aber in jüngerer Zeit durch das Abholzen der Wälder, dem Vordringen hinduistischer Siedler und deren Priester, die die Schamanen von den alten Kultplätzen vertreiben, immer mehr verdrängt und mit hinduistischen Gottheiten gleichgesetzt, bis sie schliesslich in ihnen aufgehen und in absehbarer Zeit zusammen mit den alten Bräuchen und Sitten der Stämme, die teilweise aus ihren Siedlungsgebieten vertrieben und zur untersten Schicht des städtischen Proletariats werden, ganz verschwinden. Thomas Foth |
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